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  Smoky Bay - A Holiday Romance 04.05.2024 05:39 (UTC)
   
 

Smoky Bay - A Holiday Romance

Beverley gespielt von mir =)



Name: Beverley O'Shannon
Rufname: Bev
Alter: 16



Phil gespielt von feuerchen =)


Name: Phillipp Brice Smith
Rufname: Phil
Alter: 22





Beverley


Schmale Kinderfinger fuhren die Fasern des Holzes nach, die sich auf dem schweren Tisch abzeichneten, gefolgt von wachen Kinderaugen in einem runden Kindergesicht, das von dunkelbraunen Locken umrahmt wurde. Kleine Milchzähne waren zwischen den beiden Lippen zu erahnen, die untere ein wenig abgesenkt. Die winzige Stupsnase darüber leicht hoch gezogen. Ein wenig trotzig, stur.
„Beverley wir müssen mit dir reden.“ die Stimme ruhig, von der anderen Seite des Tisches. Keine Reaktion des lieblichen Mädchens, die immer noch konzentriert auf das Holz vor sich starrte. Nur ein leichtes Zucken der Augenbrauen zeugte davon, dass sie überhaupt etwas gehört hatte. Schon seit Wochen, ja fast Monaten, hörte sie jeden Abend die lauten Stimmen ihrer Eltern, gegeneinander ankämpfend, nicht aufhörend. Am Anfang hatten sie immer gewartet, bis die Kleine das Licht in ihrem Zimmer ausgemacht hatte und eingeschlafen war.
Bis sie dann stets länger auf blieb, ihr Licht anließ, laut durch das Stockwerk tapste, mal zur Toilette, mal in die Küche, vorbei am Wohnzimmer, wo ihre Eltern immer saßen, vor dem Fernseher. Zusammen auf einer Couch und doch so weit voneinander entfernt. Als würden sie erwarten, dass gleich noch jemand kommen würde und sich zwischen sie setzen wollte. Beide stur in den flackernden Fernseher starrend, keine Regung in ihren angespannten Gesichtern. Keine kleinen Gesten, die die Liebe ausdrückten, die sie noch vor 5 Jahren empfunden hatten, als sie das kleine Mädchen gezeugt hatten und kurz darauf geheiratet hatten. Eine Weile half dies. Die beiden stritten sich nicht mehr. Doch irgendwann fing es wieder an. Und nun, daran gewöhnt, lange wach zu bleiben, musste das 5-jährige Mädchen alles mit anhören. Die Beschimpfungen, die krachenden Türen. Sie lag in ihrem Himmelbettchen, starrte an die Decke, die Lippen aufeinander gepresst. Die Stimmen widerhallend in ihrem Kopf.
„Beverley?“ immer noch keine Reaktion. Plötzlich eine Hand in ihrem Blickwinkel. Eine größere, schwerere. Die runden Augen richteten sich auf die langen Finger, die ihre kleine Hand völlig umschlossen, bevor sie langsam doch den Kopf hob.
Zwei Menschen saßen da vor ihr. Beide erwachsen und doch so kindisch. Das kleine Mädchen runzelte leicht die Stirn.
„Beverley, wir haben dir etwas wichtiges zu sagen.“ sagte die Frau mit den langen, rotblonden Haaren, die ohne jede Locke über ihre Schultern fielen und so das ebenmäßige Gesicht mit dem hellen Teint einrahmten. Ihre wachen, eisblauen Augen auf ihre Tochter gerichtet, die ihr so überhaupt nicht ähnlich sah. Mit ihren dunkelbraunen, lockigen Haaren und den ebenfalls dunkelbraunen, fast schwarz wirkenden Augen, sah sie eher ihrem Vater ähnlich.
„Beverley,“ - schon wieder der volle Name. Wo war die liebevolle Abkürzung geblieben? - „Wir lassen uns scheiden.“


Nach der Scheidung wohnte Beverley bei ihrer Mutter. Als Einzelkind war da die Entscheidung nicht schwer. Ihr Vater zog in eine andere Stadt, lernte dort eine neue Frau, Paola, kennen und heiratete zwei Jahre später. Inzwischen - 11 Jahre später - hat er mit seiner Frau eine 2-jährige Tochter, Ruby, und wohnt in einem Einfamilienhaus mit Pool. Ihre Mutter hat inzwischen einen Bestseller herausgebracht und wohnt mit Beverley in einer gekauften Wohnung mitten in London.

Jeden Monat schrieb ihr Vater Beverley liebevolle Briefe, keinen einzigen ließ er aus. Nach ein paar Jahren stieg er zwar auf e-mail um, aber trotzdem - der Gedanke zählt.
Und da war sie. Die e-mail, die ihre Planungen für den Sommer völlig durcheinander bringen sollte.

Liebe Beverley,
wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen und Paola hat dich noch nicht einmal kennen gelernt. Ebenso wenig hast du deine Stiefschwester getroffen, die schon ganz aufgeregt ist wegen den vielen Geschichten, die ich ihr von dir erzähle.
Diesen Sommer fliegen wir nach Australien, auf einen kleinen Campingplatz in der Nähe von Sydney. Und wir hätten dich gerne dabei!
Bitte antworte uns so bald wie möglich, weil wir für dich mitbuchen müssen.
Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn du uns begleiten würdest!
Liebe Grüße,
Paola, Marc und natürlich auch Ruby.

Förmlich, kurz und knackig. Ganz die Art ihres Vaters.

Beverleys Mutter war davon überzeugt, dass dies nur gut war und drängte sie dazu, diese Möglichkeit, ihre Vater wieder zu sehen, wahrzunehmen. Was Beverley ja dann auch schließlich wehmütig tat.
Die erste Begegnung war mehr als peinlich. Nie wusste jemand, was zu sagen war. Die einzige, die fast die ganze Zeit über redete, war Paola, die vollkommen glücklich darüber zu sein schien, Beverley endlich zutreffen, nachdem ihr Vater ja sooo viel über sie erzählte, was Beverleys Meinung ziemlich unwahrscheinlich war, da er nicht wirklich gesprächig schien.
Und natürlich war da noch Ruby, die die ganze Zeit über vor sich hin brabbelte und von Anfang an völlig begeistert von ihrer älteren Halbschwester zu sein schien und daher ständig an ihrem Bein klebte.

Nach einer Übernachtung im Einfamilienhaus ihres Vaters machten sie sich am nächsten Morgen auf den Weg. Im Auto fuhren sie bis zum Flughafen, flogen von dort direkt nach Sydney und mieteten dort einen Geländewagen.
In der Nähe von Sydney schien allerdings etwas übertrieben gewesen, da sie ca acht Stunden an der Küste entlang fuhren - einmal Verfahren dazu gezählt - bis sie schließlich in einer kleinen Ortschaft ankamen. Das Ortschild war groß und farbig und sagte: „Smoky Bay - Zuhause der Austern", was wirklich wahnsinnig spannend klang. (Smoky Bay gibt es wirklich. Gibt auch nen Eintrag darüber in wiki. Kannst dir ja mal durchlesen. Ist auch nicht lang. Da steht zwar nichts übers Surfen, aber wir können uns ja einfach einbilden, dass man da unglaublich gut surfen kann xDD Wir könnten dann auch die Eyre Halbinsel mit rein bringen...^^)
Auf dem Weg durch die Ortschaft begegneten ihnen ungefähr zehn Menschen: Ein paar alte Männer, die auf ihren Campingstühlen vor ihren Häusern saßen und Kinder beobachteten, die auf der Straße Ball spielten. Ein Fischer, der an einem Stand an der Straße Austern verkaufte und ein paar Jugendliche, die ihnen auf Mofas entgegen fuhren und neugierig in das Auto schielten.
Schon bevor sie in den Campingplatz (dens wahrscheinlich auch nicht gibt xD) erreicht hatten, wusste Beverley, dass dieser Urlaub unglaublich langweilig werden würde. Sie legte ihren Kopf an die Scheibe, schloss die Augen und stellte sich vor Zuhause im Schwimmbad zu liegen, ihre Freundinnen bei sich, was sich als unglaublich schwer herausstellte, mit einem quengelnden 2-jährigen Kind neben sich.
Immerhin befand er sich direkt an der Küste, einem Sandstrand, sodass sie jederzeit in das Meer gehen konnten.
Zwei Stunden später war alles eingerichtet. Der Bungalow, den sie gemietet hatten war groß genug, sodass Beverley ein eigenes Zimmer mit großem Fenster hatte, in dem sich sogar noch ein zweites Bett befand, auf dem sie ihre ganzen Sachen ausbreitete.
In dem Schrank musste sie ihre Klamotten für die drei Wochen zwar etwas quetschen, doch es passte noch rein und demnächst würde sowieso die Hälfte davon auf dem leeren Bett landen.
Sie war gerade fertig geworden und wollte sich in ein Buch vertiefen, als sie die Stimme ihrer Stiefmutter hörte.
„Beverley? Wir gehen jetzt einkaufen ins Dorf, willst du mitkommen?" fragte sie und steckte kurz darauf ihren Kopf durch den Spalt der Tür.
Nach kurzem Zögern nickte die Jüngere und stand auf. „Aber nenn mich bitte Bev.

Nach wenigen Minuten im Wagen befanden sie sich schon vor dem Einkaufsladen, vor dem sich einige Autos befanden. Es war anscheinend der größte Laden für Lebensmittel in der Umgebung und während sie ausstiegen und Paola einen Wagen holte, betrachtete Beverley die Menschen, die hinein liefen und wieder heraus kamen. Die meisten von ihnen braungebrannt, in kurzen Hosen, Tops.
Seltsam und fehl am Platz kam sie sich nun vor, in ihrer langen Röhrenjeans und dem bedruckten grünen T-shirt ihrer Lieblingsband. Ihre Haare mussten schrecklich aussehen von der langen Fahrt, zusammen gedetscht und völlig durcheinander, und ihre Mascara war vermutlich auch schon ein wenig verlaufen. Schon jetzt, nach kurzer Zeit in der heißen brühenden Sonne fing sie an zu schwitzen und bereute es, sich nicht davor umgezogen zu haben und etwas Sonnencreme - trotz ihrem eher dunkleren Teint - aufgetragen zu haben oder sich wenigstens etwas fertig gemacht zu haben.
Aber andererseits war es ja nur ein Einkaufsladen. Es würden schon ihr nicht so viele Menschen begegnen und wenn schon: Sie würde sie eh nie wieder sehen. Also warum sich Gedanken über ihr Aussehen machen?
Sie sah Paola winken und lief mit ihrem Vater und Ruby auf den Eingang zu.

Phil

Das Wetter draußen war traumhaft. Die Strände waren sicherlich überfüllt. Teils von Touristen, teils von begeisterten, örtlichen Surfern. Er war einer von ihnen. Nur was zur Höl.le lief in seinem Leben dann falsch, dass er nicht draußen war, den Wind in den Haaren spüren konnte, das salzige Wasser auf den Lippen, die Sonne auf der nackten Haut?! Ach ja richtig, weil er das Geld brauchte. Denn zurzeit hatte der dunkelhaarige nichts Besseres zu tun, als im Lage Kisten zu stapeln. Schwere Obstkisten. Während er die letzte Kiste auf einen Stapel knallte, stieß er einen Schwall Luft aus und pustete sich damit gleichzeitig ein paar leicht verschwitzte Haare aus dem Gesicht. Zufrieden betrachtete er sein Werk, indem er sich den Schweiß von der Stirn wischte und einfach nur lächelte.
Im selben Moment wurde die Tür zum Lager geöffnet und das Gesicht eines freundlichen, jungen Mädchens erschien im offenen Türspalt. „Phil?!" rief sie erst ziellos in den Raum, bemerkte dann, dass er gar nicht so weit von ihr entfernt stand und trat mit einem Fuß in den Raum. „Du wirst in der Getränkeabteilung gebraucht" erklärte sie ihm und lächelte fast schon übertrieben mitleidig. Kein Wunder, ihre Schicht war jetzt vorbei, während er noch mindestens drei Stunden schuften durfte.
Trotzdem zuckte er mit den Schultern, stimmte pfeifend ein unbestimmtes Lied an und marschierte an Penny – dem Mädchen – vorbei, wobei er ihr ein müdes Schulterklopfen da ließ. Sie sah ihm nur noch kopfschüttelnd hinterher.
Wie gern hätte Phil nun das Tageslicht gesehen. Er reckte das Gesicht Richtung Decke, doch alles, was ihn im Vergleich eher schwach blendete, war das gelblich-blasse Licht des Einkaufsladens. Doch eigentlich war es das wert. Er verdiente genug Geld hier. Und es war ja nicht so, dass er vorhatte, für ewig in diesem Laden zu versauern. Er wollte raus. Raus aus diesem Laden, raus aus Smoky Bay und eventuell auch raus aus Australien. Wenn er erstmal weltberühmt war, dann würde sich das sicherlich sowieso ergeben. Solange es dann ein Land mit Meer und Sonne war, würde er überall hin wollen.
Bei den ordentlich übereinander gestapelten Getränkekisten blieb er eher lustlos stehen. Sein Pfeifen verklang langsam. Er war sich nicht ganz sicher, was er nun hier zu tun hatte. Entweder Penny, hatte ihn verar**, oder es lag an ihm. Jedenfalls setzte er sich auf eine der Kisten und stimmte pfeifend ein neues Lied an. Es war anders als das zu vor, handelte sich aber immer noch nicht um irgendein bestimmtes Lied.

Beverley

„Ich will in den Wagen! Ich will in den Wagen!" rief das kleine, dunkelhaarige Mädchen lallend und hüpfte seitwärts neben dem Einkaufswagen her. Seltsamerweise sah sie ihrer großen Halbschwester sehr ähnlich. Ähnlicher als der eigenen Mutter.
Ihre großen dunklen Augen schauten nun bettelnd zu dieser auf, doch sie schien diesen Blick erfolgreich zu ignorieren. Nach ein paar Minuten, in denen weitere Sachen in den Wagen geladen worden waren, blieb das kleine Mädchen kurz stehen und wandte ihren Mitleid erregenden Blick nun hoffnungsvoll auf ihre Schwester, ihren Vater gewissenhaft auslassend, weil sie wusste, dass sie bei ihm keinen Erfolg haben würde.
Eine Weile konnte auch Beverley diesen Blick ignorieren, doch irgendwann schien es doch unmöglich zu werden und schließlich beugte sie sich zu ihrer kleinen Halbschwester hinunter.
„Na gut, komm her!" sagte sie, hob sie gleichzeitig bereits nach oben und setzte sie mit Schwung in eine noch leere Ecke des Wagens. Einen leicht missbilligenden Blick erntete sie hierfür von ihrem Vater und ihrer Stiefmutter, doch das war ihr in dem Moment egal. Der vollkommen glückliche und strahlende Blick der kleinen Ruby war genug.
„Beverley, würdest du schnell hinter in die Getränkeabteilung und ein paar Flaschen Wasser kaufen? Du darfst dir auch noch ein anderes Getränk aussuchen, wenn du willst!" bat Paola sie kurz darauf.
Zwar hatte Beverley keine Lust, volle Flaschen hin und her zu tragen, doch andererseits, wann würde sie demnächst wieder mal Zeit haben, in der sie alleine sein konnte? Also nickte sie bereitwillig und machte sich auf den Weg. Ein paar Regale und einige Ecken weiter war sie endlich dort angelangt, wo sie das Gesuchte finden würde.
Sie nahm fünf Flaschen Wasser in beide Hände, tat sie damit aber schon etwas schwer. Doch das sollte erst mal reichen.
Ein Getränk für sich selbst? Da kam nur eines in Frage: Cola.
Suchend lief sie weiter, als ein Pfeifen in ihre Ohren drang. Sie schaute sich um, konnte aber nichts entdecken. Irgendwo pfiff aber eindeutig jemand. Naja, es sollte sie nicht weiter stören. Warum auch? Lieber beeilte sie sich jetzt, damit sie sich sobald wie möglich umziehen konnte und vielleicht sogar schon ans Meer gehen konnte.
Sie bog um eine weitere Ecke und da war sie endlich: Die Cola. Und nebenbei auch die Quelle des Pfeiftons. Ein junger Mann, der dort saß, offensichtlich ein Mitarbeiter.
Beverley beachtete ihn nicht weiter, so, wie sie es auch mit Mitarbeitern in den Läden in London tat, bevor sie sich neben ihn stellte und das Regal anstarrte. Blöderweise gab es nur die 1,5 Liter Flasche von Cola, und die könnte eventuell etwas schwer werden mit den fünf Flaschen Wasser.
Suchend schaute sie sich nun nach einer kleiner Flasche um, konnte aber keine entdecken...

Phil

Auch nach 5 vergangenen Minuten, hatte Phil nichts Besseres zu tun, als zu pfeifen und sich für heute wenigstens ein bisschen zu entspannen. Was ihm noch auf dieser Getränkekiste fehlte, war definitiv eine Lehne. Denn erst dann hätte er hier richtig entspannen können. Eine gekühlte Cola hatte er auch gleich neben sich stehen. Alles wäre perfekt.
Die Getränkeabteilung des Supermarktes war für gewöhnlich die leerste Abteilung. Hier kam man her, wusste, was man wollte, nahm es sich und ging. Da hätte er hier auch mit einem Wischmopp auf dem Tisch tanzen können und es wäre kaum jemandem aufgefallen. Außer dem Mädchen, dass plötzlich um die Ecke kam. Phils Aufmerksamkeit war sofort auf sie gerichtet, als wäre sie der erste Mensch, der diese Abteilung jemals betrat. Dabei unterbrach er sein Pfeifen jedoch nicht eine Sekunde. Trotzdem folgte sein Blick ihr, als sie näher kam, offensichtlich, weil sie irgendetwas Bestimmtes suchte.
Sie war hübsch. Ohne Zweifel. Smoky Bay war ein kleiner Ort. Jeder kannte hier jeden (200 Einwohner, ohne Touristen? Das ist echt winzig. xD). Und dieses Mädchen kannte er nicht. Ergo: Sie war neu hier, oder eine Touristin. Phil tippte auf letzteres. Denn neue Bewohner sprachen sich hier herum wie Lauffeuer. Und von so einer Schönheit hätte er gewiss vorher bescheid gewusst. Ihr Alter konnte Phil nicht schätzen. Nur, dass sie wohl jünger war, als er. Warum nicht einfach alles auf eine Karte setzen?
Seine gepfiffene Melodie endete auf ein anerkennendes Pfeifen, wie es Bauarbeiter machten, wenn eine hübsche Dame vorbei kam. "Die kleinen Flaschen sind aus." erklärte er geradeheraus und riet damit einfach ohne groß nachzudenken, nach was sie gesucht hatte. „Die Große könnte allerdings etwas schwer werden…ich kann dir tragen helfen." Auf seinem Gesicht war ein erwartungsvolles Grinsen zu sehen. Ein bisschen voreilig vielleicht, doch warum nicht? Phil spielte gerne. Außerdem hatte er nichts zu tun. Und sie war nun mal sein Typ. Einen Korb konnte er schon verkraften.

Beverley

Gerade hatte sie sich an das pfeifen gewöhnt, während sie immer noch konzentriert auf das Regal gestarrt hatte, als es plötzlich aufhörte und stattdessen eine Stimme ertönte.
„Die kleinen Flaschen sind aus.
Stirnrunzelnd drehte Beverley sich um und schaute den jungen Mann an, der gesprochen hatte. Als er kurz darauf schon weiter sprach und dabei feststellte, dass sie anscheinend zu schwach war, die große Flasche zu tragen, trat eine rote Farbe auf ihre Wangen.
„Nein danke!" sagte sie vielleicht etwas zu energisch und strich sich mit einer Hand die verwuschelten Haare aus dem Gesicht, bevor sie diese wieder unter die Wasserflaschen legte. „Ich kann das auch so!" fügte sie hinzu und griff mit der selben Hand nach der Cola Flasche. Sie wollte die Flasche am Deckel nehmen und sie so mit den Wasserflaschen zu dem Wagen tragen, der aber wohl immer noch mit Ruby darin im völlig anderen Teil herum tuckerte.
Wohl etwas zu schwungvoll wandte sie sich von dem Mitarbeiter ab. Dabei wurde der Zug der Cola Flasche zu groß und im hohen Bogen entglitt sie ihren Fingern und landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden, wo sie noch ein Stück weiter rollte und schließlich bei dem gegenüber liegenden Regal zum Stehen kam.
Weißer Schaum sprudelte in der Flasche hin und her. Vermutlich würde sie, wenn man sie nun öffnen würde, vollkommen überlaufen.
Beverley spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde, den Rücken immer noch dem vorher-pfeifenden Mitarbeiter zugewandt, die Wasserflaschen in beiden Armen und starr stehend.
Für einen Moment war es vollkommen still, während Beverley langsam die Augen schloss und darauf wartete, dass der junge Mann etwas sagte oder sie auslachte.

Phil

Dass Phil die energische Reaktion des Mädchens mit einem leisen Lachen konterte, war ihm wohl kaum zu verübeln. Denn die Situation war auch wirklich lustig. Beinahe wie aus einem schlechten Film. Doch gerade dadurch, dass es die Realität war, war dieser Zufall amüsant. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er der herumkullernden Flasche nach und schüttelte dann immer noch hocherfreut den Kopf. Bis er merkte, dass das Mädchen ihn gar nicht ansah. Sie rührte außerdem keinen Finger, die Flasche aufzuheben. Gut, das erwartete er auch nicht von ihr. Aus diesem Grund stand er nun automatisch auf und nahm die Flasche prüfend in die Hand, als könne sie irgendeinen Schaden davon getragen haben. Gekonnt wirbelte er sie ein wenig in seinen Händen herum, als wolle er verdeutlichen, wie leicht sie für ihn war. Ein Wunder war es nicht. Er war Surfer. Natürlich war man da durchtrainiert. Außerdem war er ein ganzes Stück größer als das Mädchen, was er vor allem jetzt, wo er aufgestanden war, merkte. Genüsslich langsam stellte er die Flasche zurück in das Regal und betrachtete das Mädchen von oben bis unten, da sie immer noch stocksteif da stand. „An deiner Stelle würde ich jetzt eine andere Flasche nehmen. Wenn du die nimmst bist du nach dem Öffnen klatschnass." Er zuckte mit den Schultern, was so viel heißen sollte, wie ‚Ich sag's ja nur' und war kurz davor, sich wieder zurück auf seine Getränkekiste zu setzen. „Versuchst du's jetzt noch mal? Ich muss das nur wissen, damit ich die Flasche oder gegebenenfalls dich schon vorher auffangen kann, damit hier nichts und niemand zu Schaden kommt."

Beverley

Immer noch knall rot ließ Beverley langsam die Arme sinken und entspannte sich wieder, bevor sie die Unterlippe ein wenig vorschob, wie sie es immer tat, wenn sie wütend wurde, und drehte sich zu dem jungen Mann um.
„Nein, ich versuchs nicht noch mal, besten Dank auch!!" sagte sie, inzwischen wirklich wütend. Es war aber auch ein schrecklicher Tag. Sie begann nun wirklich zu schwitzen, ihre Haare sahen schrecklich aus - ganz abgesehen von ihrem gesamten Auftreten, ihr begegnete ein frecher Typ, der sich über sie lustig machen musste. Sie kochte vor Wut.
Wieder schwungvoll - aber diesmal ohne dass ihr irgendeine Flasche runter fiel - drehte sie sich um und lief den Gang entlang - ohne eine Cola. Sie würde auch mit Wasser auskommen.
Und so was nannte man dann Mitarbeiter, regte sie sich auf. Dieser....dieser Typ vergraulte die Käufer doch eher, bevor sie sich etwas kauften...

Phil

Obwohl er gerade so angefahren wurde und die Abneigung des Mädchens ihm gegenüber deutlich zu spüren war, musste Phil grinsen. Welch Leidenschaft sie doch besitzen musste, wenn sie so reagieren konnte. Doch das wagte er nun nicht auszusprechen. Trotzdem wollte er sie nicht einfach von dannen ziehen lassen. Nachher sah er sie niemals wieder. Zumindest ihren Namen wollte er behalten. Er stand also auf und folgte ihr erst unauffällig, dann schneller bis er sie aufgeholt hatte. „Na deinen Namen könntest du mir wenigstens verraten. Ich kann auch anfangen mit dem Smalltalk. Ich bin Phil." Er streckte ihr die eine Hand hin und hatte die Andere in seinen Nacken gelegt. Zudem ging er gerade rückwärts vor ihr her, was sie Sache etwas schwerer machte, da er immer aufpassen musste, nirgendwo gegen zu rennen.

Beverley

Als der junge - und ziemlich hartnäckige - Mann vor ihr auftauchte, verdrehte Beverley genervt die Augen und schaute demonstrativ zur Seite. Als er anfing zu reden, wurde sie nur noch genervter. Sie wollte ihm gerade erklären, dass er sich auf freundlichste Art und Weise zu verziehen hatte, als hinter ihm ein kleiner junge aus einem Seitengang hervor sprang. Er - Phil - lief rückwärts und konnte ihn offensichtlich nicht sehen.
„Pass auf!!" rief sie, fasste seine Hand und zog ihn zu sich her. Der kleine Junge schaute kurz mit großen Augen zu ihnen auf, zuckte seine kleinen Schultern und lief unbekümmert weiter.
Erst nachdem er hinter dem nächsten Regal verschwunden war, schaute Beverley auf und entdeckte, dass Phils Gesicht nur wenige von ihrem entfernt war - abgesehen davon, dass sein Kinn sich ungefähr bei ihrer Stirn befand.Hastig ließ sie seine Hand los und machte einen Schritt rückwärts, während ihr Gesicht errötete.
„Du solltest wirklich schauen, wo du hinläufst." sagte sie, ohne ihn anzusehen machte einen Bogen um ihn herum und lief mit hoch erhobenen Kopf weiter, nicht in der Absicht, ihm ihren Namen zu sagen.

Phil

Phil hatte wirklich versuchte aufzupassen, wo er hinging. Es musste nur ein kurzer Augenblick gewesen sein, indem er nicht hingesehen hatte. Jedenfalls kam in genau diesem Moment ein Junge, den er beinahe über den Haufen gerannt hätte. Wenn das Mädchen nicht so gut aufgepasst hätte. Es war sowieso schon eine Überraschung, dass sie ihn anfasste. Was sicherlich nur am leiblichen Wohl des kleinen Jungen lag. Aber, dass sie ihn auf diese Art und Weise aus dem Weg zog, kam für Phil dann doch etwas unerwartet. „Ich bevorzuge, dass du mir vor diesem Schritt vielleicht doch erst deinen Namen verrätst" meinte er trocken und mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen.
Dass sie sich noch bevor er seinen Satz beendet hatte, von ihm entfernte, war eigentlich absehbar gewesen. "Dann sag mir doch einfach, ob du von hier bist, oder nur Urlaub machst…" schlug er vor, als wäre er in der Position, Kompromisse zu vereinbaren. Nein, er würde nicht locker lassen.

Beverley

Mit genervten Ausdrcuk im Gesicht drehte sie sich doch noch einmal um und schaute ihn an, das Wassr in den Wasserlfaschen vor ihrem Körper wogte hin und her.
"Urlaub." sagte sie und wollte gerade noch etwas hinzu fügen, als hinter ihr ein Mann in seinen Vierzigern auftauchte und sich suchend umschaute, bis er sie entdeckte.
"Beverley! Komm wir gehen. Hast du das Wasser?" fragte er. Beverley drehte sich um und entdeckte ihren Vater. "Ja!" rief sie zurück, obwohl er die Flaschen bestimmt schon gesehen hatte. Sie drehte sich noch kurz zu Phil um, der jetzt wohl doch ihren Namen kannte, bevor sie sich komplett umdrehte und ihrem Vater hinterher lief und bald hinter einigen Regalen verschwand, bis sie wieder neben dem Wagen mit der nörgelnden Ruby lief. Paola lief auf der anderen Seite und beobachtete misstrauisch das errötete Gesicht ihrer Stieftochter.
Als Beverley ihren Blick spürte, drehte sie sich um. "Was? Mir ist nur heiß!" sagte sie, verschränkte die Arme vor der Brust - intwischen waren die Flaschen schon im Wagen - und schaute desinteressiert auf die Regale.

Phil

Als Phil dem Mädchen mit seiner unermüdlichen Hartnäckigkeit nun doch eine Information herausgelockt hatte, blieb er urplötzlich mitten auf dem Gang stehen. Alles, was er nun hörte, war für ihn Nebensache. So, als hätte sie ihm gerade eröffnet, seine lang verschollene Schwester zu sein, die nun hier war, um ihn mit nach Hollywood zu nehmen. „Beverly!", hörte er im Hintergrund und das war sein Stichwort, wieder aus der kleinen Trance aufzuwachen. Denn Beverly schien ihr Name zu sein. Er hatte ihn nun doch herausgefunden. Wenn auch unfreiwillig. Und bevor das Mädchen komplett aus seinem Blickwinkel verschwand, rief er ihr noch „Auf Wiedersehen, Beverly nach!
Schöner Name, dachte er sich, hätte es auch ausgesprochen, wenn er die Zeit dazu bekommen hätte. Ein verträumtes Lächeln legte sich über seine Lippen, als er sich immer noch nicht bewegt hatte.
Als ihn ein leichter Schlag auf den Hinterkopf traf, schüttelte er kurz den Kopf und sah verärgert in die Augen Jared's, einem Kollegen, der etwas älter war als er selbst. Dieser lachte, in welches Phil aus Gewohnheit mit einstimmte. „Sei froh, dass nur ich es bin und nicht Mr. Brean." Oh ja. Es wäre nicht das erste Mal, von seinem Chef träumend erwischt zu werden. Da war es gut, Kollegen wie Jared und Penny zu haben, die aufeinander aufpassten, wie Füchse.
Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er ganze 15 Minuten sinnlos auf dem Gang gestanden hatte. Beverly. Sie hatte ihn umgehauen. Die ganze Zeit hatte er an sie gedacht. Smoky Bay war klein genug, um eine hohe Chance zu haben, dass sie sich wieder sehen würden. Hoffentlich. Hier im Laden würde er auf jeden Fall ständig Ausschau nach ihr halten, da war er sich sicher.

Beverley

Die letzten drei Tage waren irgendwie völlig ineinander verschwommen. Jeden Tag war es wunderschönes Wetter gewesen, fast zu heiß, um draußen zu sitzen. Beverley hatte meistens ein-zwei Stunden am Strand verbracht, hatte in der Sonne gelegen und das schöne Wetter genossen. Bis sie gespürt hatte, wie die Strahlung und die Hitze ihre Haut reizte. Dann war sie meistens wieder zurück gegangen zu ihrem Bungalow, hatte sich in den Schatten gelegt und dort gelesen. Schon jetzt hatte sie zwei Bücher fertig gelesen.

Ins Wasser traute sie sich nicht, hatte sie doch gehört, dass es in der Umgebung einige Haie geben sollte. Ab gesehen davon mochte sie Meerwasser eh nicht besonders gern. Die Wellen waren hoch, es war eiskalt und alleine hatte man dabei sowieso keinen Spaß.

Mit ihrem Vater und seiner Frau - und damit natürlich auch Ruby - machte sie nicht besonders viel, da sie beiden zu verstehen gegeben hatte, dass sie keine Lust hatte, irgendwelche langweiligen Museen anzusehen oder auf einen Hügel zu laufen und von dort die Aussicht genießen.

Im Moment war sie auf dem Weg zu einem kleinen Lädchen direkt vor dem Campingplatz, wo sie ein wenig Milch und Nutella für Ruby kaufen sollte, während die drei einen Ausflug zum Austernmuseum von Smoky Bay machten.

Auf dem Rückweg summte sie leise vor sich hin, während sie versuchte, mit ihren Füßen den Abständen zwischen den Steinen, die den Boden formten, auszuweichen. Als sie an der Tafel vorbeikam, welche Veranstaltungen demnächst auf dem Campingplatz sein würden blieb sie kurz stehen und schaute relativ desinteressiert hinauf.

Sie überflog mit ihren Augen kurz die - für sie - unwichtigen Dinge wie „Glasblasen mit Maestro Baldini für die Kleinen“, „Freies Spielen am Strand“ und „BabyDance am Abend“.

Ihr Blick blieb kurz an letzterem hängen und sie überlegte sich ernsthaft, ob sie dort hingehen sollte. Vielleicht war das besser, als einen weiteren Abend nur rumzusitzen und zu lesen.

Doch genau in dem Moment fuhren die selben Jugendlichen, die ihr am ersten Tag begegnet waren, auf ihren Vespas vorbei. Einer der Jungen schien sie anscheinend zu erkennen, denn er verlangsamte sein Tempo und fuhr dicht an ihr vorbei.

„Heute am Strandhaus in den Dünen steigt ne riesen Party!“ sagte er mit einem festen australischen Akzent. „Wär super, wenn du vorbeischauen würdest!“ fügte er noch hinzu, hob vielsagend die Augenbrauen und fuhr dann schneller weiter, ohne auf ihre Antwort zu warten.

So was, da würde sie bestimmt nicht hingehen. Warum sollte sie auch? Um sich dort bei lauter fremden Menschen zu betrinken? Nein, das würde sie nicht machen…oder doch?

Phil

Phil war garantiert kein Fan von billigen Anmachsprüchen. Wenn er Mädchen umgarnte, dann hatte das Stil. Trotzdem ging ihm dieser eine Spruch schon seit einigen Tagen nicht mehr aus dem Kopf. ‚Tun dir nicht langsam deine Füße weh? Du gehst mir schon seit Tagen durch den Kopf'. Denn genau das wäre es gewesen, was er zu Beverly gesagt hätte, hätte er sie in dieser Zeit irgendwann wieder gesehen. Doch mittlerweile schien das abzuebben. Ihr Gesicht hatte er sich gemerkt, ihren Namen auch. Nur für den Fall. Nicht, dass er vor ihr stünde und ihren Namen nicht kannte oder sie nicht mal ERkannte.
Doch die drei Tage waren vergangen, er hatte gearbeitet, war abends noch bis zum Sonnenuntergang surfen gewesen und hatte sie kein zweites Mal an getroffen. Kein Wunder. Es gab hier duzende Mädchen. Die meisten waren hübsch. Viele kannte er. Dazu kamen die ganzen Touristen, die er nicht kannte. Und Beverly war ‚nur' eine von ihnen. Vielleicht war das auch ihr letzter Tag gewesen? Er konnte es nicht wissen. Und genau deshalb waren all die Gedanken an sie am dritten Tag verblasst. Natürlich wusste er noch immer ihren Namen und kannte noch die Züge ihres Gesichtes. Aber sie kamen nicht mehr unfreiwillig, sondern nur, wenn er versuchte, sich daran zu erinnern. Wenn er sich beispielsweise gerade dachte, dass er hartnäckiger hätte versuchen sollen, mehr Informationen aus ihr herauszubekommen.
Doch gerade heute Abend sollte er versuchen, an anderes zu denken. Denn heute Abend stieg eine riesige Party am Strand. Die meisten Gäste kannte er. Alles Jugendliche, die hier zusammen aufgewachsen waren. Manchmal kamen Touristen. Je nachdem, wie schnell sich die Party verbreitet hatte. Aber für Phil würde das heute Abend auf jeden Fall Spaß bedeuten. Er stand in seiner Wohnung im Badezimmer und war gerade aus der Dusche gestiegen. Eine Rasur ließ er aus. Sein drei-Tage-Bart gefiel ihm so, wie er gerade war. Mit einem Handtuch wuschelte er sich ein paar Mal durch die Haare. Ein lockeres T-Shirt mit Aufdruck und eine Badehose lagen auf dem Bett bereit. Für eine Strandparty reichte es. Und, wenn genug mitmachten, war bei Nacht surfen das größte, was man tun konnte. Er legte sich das Handtuch um den Nacken und schlüpfte schnell in die zurecht gelegten Klamotten. Noch ein letztes Mal trocknete er sich flüchtig die Haare, schüttelte sie dann noch mal und ließ sie schließlich so durcheinander, wie sie dadurch waren.
Alles Nötige wurde schnell in die Hosentasche gesteckt, dann verschwand er aus seiner Wohnung. Er war mit 18 ausgezogen. So wie seine ältere Schwester es damals getan hatte. Doch das war schon lange her. Manchmal hatte er das Gefühl, sie hätte ihn im Stich gelassen. Alleine mit seiner Mutter, die viel zu beschäftigt gewesen war, sich um ihre Kinder zu kümmern. Doch nur deshalb war er früh unabhängig genug gewesen, um alleine zu leben und auf eigenen Beinen zu stehen. Das war dann aber auch der einzige Vorteil daran.
Zu viele Gedanken, die er sich gerade jetzt nicht machen wollte.
Draußen stieg er auf seine Vesper (man, wir sind hier nicht in Italien. xD) und tuckerte los. Der Weg zum Strand war nicht weit und er schien bereits erwartet zu werden. Ein Lagerfeuer brannte. Das konnte er von weitem sehen. Alle waren noch lange nicht da, doch die Sonne war auch gerade erst dabei, unterzugehen. Wie ein roter Feuerball hing sie am Horizont und spiegelte sich in dem glitzernden, schwarzen Wasser des weiten Meeres.
"Phil!" hörte er jemanden seinen Namen rufen. Ein Mädchen im grünen cardigan und halb durchsichtigem Tuch um die Hüfte kam ihm barfuss entgegen gerannt. Gut sah sie aus. Blonde, lange Haare, an denen der erfrischende Wind zerrte, die Haut gesund und nicht unnatürlich gebräunt. Penny. Seine Arbeitskollegin und – nebenbei erwähnt – sehr gute Freundin. Noch bevor er von seiner Vesper abgestiegen war, umarmte sie ihn sehr lange, gab ihm anschließend noch einen Kuss auf die Wange. „Wir haben schon auf dich gewartet."
Er lachte leise und stieg schließlich ab. Mit ihr im Arm – sie waren wirklich nur gute Freunde, spielten nur manchmal gerne miteinander – gingen sie zu den Anderen ans Lagerfeuer. Zwischendurch lachten sie und seine Hand rutschte noch ein Stück tiefer bis zu ihrer Hüfte.

Beverley

Der Nachmittag war eher unspektakulär für Beverley verlaufen. Sie hatte sich von Marc doch noch dazu überreden lassen, mit ihnen zusammen eine kleine Kunstausstellung, die in Ceduna, einer Kleinstadt, die nicht weit von Smoky Bay entfernt war, zu besichtigen.

Anschließend waren sie noch ein Eis essen gegangen und Beverley musste zugeben. Eigentlich war es garnicht soo schlimm gewesen. Die Ausstellung war tatsächlich relativ interessant gewesen, die Bilder und Gemälde modern und ausgefallen, und das Eis danach war sehr lecker gewesen, auch wenn sie die Hälfte von ihrem nicht fertig essen konnte, weil Ruby es, nachdem sie probieren wollte, in den Sand hatte fallen lassen.

Am Liebsten wären Paola und Marc noch in einen der vielen Nationalparks zu gehen, die sich in der Nähe befanden, aber Beverley konnte die beiden davon abbringen. Vielleicht ein anderes mal, hatte sie gesagt und dazu gegähnt, in der Hoffnung, das würde die beiden davon überzeugen, dass sie keine Lust dazu hatte.

Während Ruby mit Marc zusammen dann noch in einen kleinen Streichelzoo gingen, konnte Beverley Paola dazu überreden, in ein paar der kleinen Geschäfte zu gehen, die sich dort befanden mit dem Argument, sie habe zu wenig luftige Klamotten mitgebracht, was in gewisser Weise auch stimmte. Da sie davon ausgegangen war, dass es am Abend eiskalt sei, wie man ihr gesagt hatte, hatte sie hauptsächlich lange Klamotten mitgebracht. Zwar auch einige kurze Hosen und zwei Röcke, doch kein einziges Sommerkleid. Und ein solches wollte sie sich hier besorgen.

Es gab einige, auf die sie sofort los ging, als sie die kleine Boutique betrat. Eines davon war weiß, ein typisches, frisches Sommerkleid mit Borte am oberen und unteren Rand. Aber ohne wirklich besonderen Schnitt.

Das zweite, das sie ebenfalls anprobierte, war ein dunkelblaues, das sie mit dem geriffelten Ausschnitt bezauberte. Es war Paolas Meinung nach aber zu dunkel für ein richtiges Sommerkleid. In ihm würde Beverley sofort wieder anfangen zu schwitzen.

Nachdem sie einige weitere anprobiert hatte, hatte sie die Hoffnung, hier ein Kleid zu finden schon fast aufgegeben. Doch da, ganz hinten in der Ecke, da war einer dieser Kleiderständer, an den man die Sachen hängt, die man anprobiert und zu faul ist, wieder zurück an die richtige Stelle zu hängen. Offensichtlich war die Verkäuferin noch nicht dazu gekommen, die Sachen wieder aufzuräumen. Und da war es. Das Kleid, in das Beverley sich beim ersten Blick schon verliebte.

Der Grundton war champagnerweiß. Kein richtiges, kaltes, grelles weiß, sondern ein sanftes, warmes weiß. Und auf diesem Grundton waren sehr viele kleine Blümchen angebracht. Alle in verschiedenen Rottönen. An einigen hingen sogar grüne Blättchen.

Es war so geschnitten, dass es an der Hüfte ein wenig zusammen ging, sodass diese gut betont wurde. Der Rock des Kleides war ein Ballonrock und war recht kurz, was Beverley am Anfang ein wenig beunruhigte, doch die Tatsache, dass es sonst einfach nur atemberaubend aussah, ließ sie sofort alle Unbehaglichkeit vergessen.

Was dem ganzen noch den richtigen Kick gab, war die Tatsache, dass die Träger und die Knöpfe, die unter dem Dekoltee angebracht waren, in königsblau vorzufinden waren. Der Ausschnitt war dabei nicht zu groß und am Rücken war der Stoff bis unter die Brust geriffelt.

Das Kleid war einfach nur unglaublich und ohne zu zögern gab Beverley die dreiunddreißig Dollar dafür aus.

Als sie wieder beim Bungalow angekommen waren, war es schon nach sechs Uhr. Trotzdem war es noch unglaublich warm und wegen der Fahrt war Beverley völlig verschwitzt, sodass sie beschloss, nochmal unter die Dusche zu springen. Und während das beruhigende, warme Wasser über ihren Körper floss, fiel ihr das Angebot des Jugendlichen wieder ein, der sie zu dem Strandhaus eingeladen hatte. Sie fuhr sich ein paar Mal über das Gesicht, strich sich die Haare aus dem Gesicht und legte den Kopf auf den Nacken, während die Tropfen auf ihre geschlossenen Augenlider trafen.

Sollte sie dort wirklich hingehen?

Schaden konnte es ja eigentlich nicht. Aber sie kannte niemanden. Sie würde dort nur herum stehen und sich langweilen…

Nach weiteren zehn Minuten des Überlegens, schaltete Beverley das Wasser aus und trocknete sich ausgiebig ab. Der Spiegel war beschlagen, doch sobald sie das kleine Fenster öffnete, verschwand der Dunst wieder und sie begann, sich zu schminken.

Sie trug nicht viel mehr auf, wie sonst auch. Es sollte nicht so wirken, als hätte sie sich nur für die Party extrem hübsch gemacht.

Sie tuschte lediglich ihre Wimpern, trug ein klein wenig Eyeliner an ihren Augenwinkeln auf und steckte einen Labello ein, der ihre Lippen ein klein wenig zum glitzern brachte.

Als sie aus dem kleinen Badezimmer trat wurde sie sofort damit konfrontiert, was sie am Abend tragen sollte.

Zum Glück waren Marc und Paola gerade mit Ruby zum Einkaufen fürs Abendessen gefahren und würden so bald nicht wieder da sein.

So konnte Beverley in Unterwäsche herum laufen. Sie breitete erst mal ihre gesamte Lage Klamotten, die überhaupt in Frage kamen, vor sich aus. Probierte das ein oder andere an. Doch irgendwie war nichts dabei, was ihr wirklich und wahrhaftig dafür als angemessen erschien.

Es war eine Strandparty. In einem Strandhaus. Also sollte es etwas lockeres sein. Keine langen Hosen, keine Pullovers. Mit einem Handgriff war alles, was in diese beiden Kategorien fiel entfernt.

Nichts zu dunkles, sie wollte ja gesehen werden und mit ihrer Haar- und Hautfarbe und dazu noch einem dunklen Kleidungsstück war das eher schwer. Also schieden die Sachen auch schon mal aus.

Es sollte aber auch nicht zu grell sein. Keine leuchtfarben, kein weiß, kein gelb. Wieder verschwanden einige Klamotten.

Nach einigen weiteren Kriterien, blieb schließlich nicht mehr besonders viel übrig außer einer kurzen Jeans und einem grünen Top mit der Aufschrift: »Guess what - I Love You!«, das sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr getragen hatte.

Deprimiert seufzte sie auf und ließ sich auf das Bett fallen. Ihre noch feuchten Haare breiteten sich wie eine Heiligenschein um ihren Kopf, während sie die Decke anstarrte und die Stirn runzelte.

Am Besten sie ging einfach nicht hin, dann wär dieses ganze Drama hier nicht weiter wichtig. Sie würde gemütlich mit den anderen Abendessen, würde sich ein Buch schnappen, sich in ihr bett legen um den Mücken auszuweichen und lesen bis ihr die Augenlider schwer werden würden und dann würde sie einschlafen.

Das war so…deprimierend.

Langsam richtete sie sich wieder auf und starrte ihre Beine an, als würde in ihnen die Lösung zu allen ihren Sorgen stecken.

Und das tat sie offensichtlich auch, denn genau in dem Moment fiel ihr ein, dass die kleine Tüte ihrer heutigen Einkäufe noch auf dem Küchentisch lag. Sofort sprang sie auf und riss ihre Türe auf, schnappte sich die weiße Tüte, die dort auf dem Tisch lag und verschwand zurück in ihrem Zimmer.

Das Kleid. Es war die Lösung. Es war einfach perfekt für diesen Abend!

Nachdem sie sich umgezogen hatte, betrachtete sie sich nochmal im Spiegel. Das Kleid war wirklich atemberaubend. Und gepaart mit ihren dunklen Haaren, die sich - inwzsichen trocken - um ihre Schultern lockten und die sie nicht zu einem Zopf binden, sondern offen lassen würde, sah es wirklich super aus. Das Kleid war eindeutig ein guter Kauf gewesen.

Als ihr Vater und Paola wieder heim kamen und einen schlafende Ruby mitbrachten, staunten sie nicht schlecht, als Berveley ihnen erklärte, dass sie diesen Abend ausgehen würde.

»Ich hab mir doch gedacht, dass das Kleid für irgendetwas war.« sagte Paola und hob vielsagend die Augenbrauen, doch Beverley schüttelte nur den Kopf.

»Ich geh dann mal.« es war inzwischen schon fast acht Uhr und sie wollte nicht kommen, wenn die Party schon fast wieder vorbei war.

»Aber du hast doch noch garnichts gegessen. Wir haben extra was für dich mitgekauft.« beschwerte sich Marc, doch Paola legte ihm eine Hand auf den Arm und lächelte ihn an.

»Lass doch deine Tochter weg gehen. Sie kann den Rest morgen auch noch essen.« sagte sie besänftigend und wandte sich an Beverley. »Bleib aber nicht zu lange weg.« sagte sie zu ihr, bevor sie sich umdrehte und in den Bungalow ging um zu kochen anzufangen.

Marc schaute seine Tochter nochmal missbilligend an, drehte sich dann aber ebenfalls um und verschwand bald hinter den Wänden des Bungalows.

Erleichtert atmete Beverley aus, schnappte sich von dem draußen stehenden Tisch noch ein paar Kekse, bevor sie sich auf den Weg machte. Erst, als sie den Sand unter ihren Füßen spürte - ihre Flipflops hatte sie ausgezogen und hielt sie in einer Hand - fiel ihr auf, dass sie keine Ahnung hatte, wo sie hingehen sollte. Nach links? Oder lieber nach rechts?

Sie beschloss, nach links zu laufen, da in dieser Richtung auch Smoky Bay lag und das Strandhaus mit ziemlicher Sicherheit eher dort war.

Und tatsächlich, sie war gerade mal eine viertel Stunden durch den Sand gelaufen - die Sonne war inzwischen untergegangen und langsam wurde ihr etwas unheimlich - als ein großes Holzhaus vor ihr auftauchte, aus dem laute Musik strömte. Ein Lagerfeuer brannte vor der Veranda, die zum Strand zeigte, und einige Menschen lungerten darum herum, brateten Würstchen und Marshmallows. Bei genauerem Hinsehen konnte sie auch Bi.erflaschen in ihren Händen entdecken. Ein paar trugen auch Becher und sie wollte garnicht wissen, was sich darin befand. Sie wurde schon rot, wenn sie nur daran dachte. Selbst hatte sie noch nie alkoholische Getränke zu sich genommen. Es war schließlich verboten…

Trotz ihren aufkommenden Bedenken hielt sie nicht an, sondern lief stur weiter. Ein paar Jugendliche - so konnte sie nun sehen - saßen auf der Veranda und redeten dort und offensichtlich befanden sich noch mehr in dem Haus selbst.

Eigentlich hatte Beverley keine Ahung, was sie tun sollte. Sie näherte sich vorsichtig dem Lagerfeuer, auf der Suche nach irgendjemandem, der ihr durch Zufall bekannt vorkam. Vielleicht dem Jungen, der sie eingeladen hatte… Aber die Jugendlichen um das Feuer sahen nicht einmal auf, als sie in den Lichtschein trat.

Sie schluckte leicht und hob eine Hand, um ihnen zu winken und endlich sahen einige von ihnen mit glasigen Augen zu ihr auf, senkten den Blick aber sofort wieder.

Beverley wurde rot vor Scham. Was für eine Schnapsidee war es bloß gewesen, hierher zu kommen, wo sie doch niemanden kannte. Aber jetzt umkehren und gehen würde wohl eher noch mehr Aufmerksamkeit erregen. Also schluckte sie tapfer und lief um das Feuer herum, zog dabei ihre Flipflops wieder an, da sie angst hatte, auf Scherben zu treten, und lief in die Richtung der Tür des Holzhauses.

Phil

Die Sonne war mittlerweile komplett untergegangen. Das orange Lagerfeuer loderte noch immer in voller Größer, tauchte die Gesichter der Jugendlichen teilweise in ein mystisches orange-rot und warf zur selben Zeit diffuse Schatten in ihre Gesichter, die die Gesichtszüge so anders erscheinen ließen. Etwas kühler war es geworden, jedoch auf eine durch und durch angenehme Art und Weise.
Phil saß Schulter an Schulter neben Penny. Während er noch immer seinen ersten Plastikbecher in der Hand hielt und ihn gerade Mal bis zur Hälfte geleert hatte, hatte sie bereits einen zu viel geleert. Sie lächelte mit glasigen Augen vor sich hin, zwinkerte Phil immer wieder eindeutig zu, als wolle sie ihn irgendwie verführen. Dabei kannten sie sich viel zu lange. Außerdem war ihm heute nicht danach. Gerade wollte er aufstehen – als er sich bewegte, schwankte Penny's Oberkörper leicht, weil sie sich so stark an ihn angelehnt hatte – deshalb blieb er doch noch kurz sitzen, bis sie sich in eine andere Position bringen konnte. Doch stattdessen sah sie nur zu ihm auf. „Mir ist kalt" murrte sie. Phil lachte leise auf, wuschelte ihr durch die Haare und stand dann vorsichtig auf, hielt sie aber noch an der Schulter fest, damit sie gerade sitzen blieb. „Ich glaube, ich habe noch eine Jacke in meiner Vesper. Ich geh sie dir holen." Seinen Becher stellte er neben sich in den Sand, war sich zu diesem Zeitpunkt aber bereits sicher, dass er ihn nicht wieder aufheben würde.
Er stieg über ausgestreckte Beine teilweise von Leuten, die er kannte, teilweise aber auch von Fremden. Während er sich seinen Weg durch liegende, sitzende, schlafende und lachende Jugendliche bahnte, war er sehr auf den Boden konzentriert. Er schaute kaum auf, wenn, dann nur flüchtig. Auch, als der Weg über den weichen Sand – seine Schuhe hatte er ausgezogen und irgendwo stehen gelassen – wieder frei war, war sein Blick noch eine Sekunde zu lang auf den Boden geheftet. In dieser Sekunde spürte er einen leichten Ruck und sah hastig auf. Er war gegen eine andere Person gestoßen. Ein Mädchen. Etwas abseits vom Lagerfeuer waren ihre Züge nicht mehr ganz so deutlich erkennbar, weshalb er sie lange ansah, bis er es realisierte. „Beverly?" fragte er und klang dabei so, als kannten sie sich schon furchtbar lange, hatten sich jahrelang aus den Augen verloren und trafen nun wieder aufeinander. Dabei war genau das ganz und gar nicht der Fall.

Beverley

Beverley war völlig fixiert auf die Tür auf der Verande gewesen - sie wollte einfach nur hinein, sich kurzm umschauen und dann sofort wieder raus. Plötzlich wurde sie jedoch von einem jähen Rempler in die Seite überrascht. Sie stolperte einen Schritt rückwärts, hatte aber genügend Gleichgewichtssinn, um stehen bleiben zu können. Als der junge Mann, der sie angerempelt hatte - nur schwer erkennbar in der Dunkelheit, lediglich beleuchtet durch das weiter entfernte Feuer und den Diskolichtern aus der Villa, die teilweise aus den Fenstern zu sehen waren - sie jedoch eine Weile anstarrte, begann auch sie, sich Gedanken zu machen, ob sie ihn eventuell kennen könnte. Sie kniff ihre Augen zusammen und versuchte, so mehr sehen zu können. Als sich genau in dem Moment ein Wiedererkennungsausdruck auf seine Gesichtszüge legte und er ihren Namen sagte, runzelte Beverley etwas verwirrt die Stirn und machte noch einen Schritt rückwärts, was das Erkennen ihrerseits nicht wirklich erleichterte.

»Äh…ja?« in ihrem gehirn ratterte es. Wer war dieser junge Mann, der dort vor ihr stand. In einer gewissen Weise kam ihr sein Gesicht ja schon bekannt vor, doch sie konnte es einfach nich einordnen. Zudem war es mit dem geringen Licht sehr schwer, überhaupt irgendetwas erkennen zu können.

Phil

Und nun musste Phil tatsächlich laut auflachen. Hatte er also recht gehabt. „Psst. Du kannst meine Geheime Identität als ‚Typ aus dem Supermarkt' doch nicht so laut herumschreien. Hier bin ich allgemein als Phil bekannt" erklärte er belustigt und legte ihr spielerisch, aber ganz und gar nicht aufdringlich gemeint, den Zeigefinger auf die Lippen.
Eigentlich interessierte es ihn brennend, was sie hier auf der Party machte. Wenn sie tatsächlich nur eine Urlauberin war, wie sie es gesagt hatte, dann musste sie doch von irgendjemandem eingeladen worden sein? Doch es sah gerade nicht so aus, als hätte sie hier Gesellschaft oder wartete auf jemanden. „Bist du alleine hier?" Nein, Phil war kein Mensch, der um den heißen Brei herumredete. Wenn er etwas wissen wollte, fragte er direkt nach. Banalitäten waren ihm zuwider. Außerdem musste ja irgendwie die leichte Ernüchterung, die über ihn gekommen war verdecken, wenn er daran dachte, dass sie so lange gebraucht hatte, ihn wieder zu erkennen, ergo, ihren ersten zufälligen ‚Zusammenstoß' beinahe vergessen hatte. Ganz im Gegenteil zu ihm.

Beverley

Beverley zögerte kurz, bevor sie antwortete, etwas abgelenkt dadurch, dass er vor ein paar Sekunden noch seinen Finger auf ihren Lippen gehabt hatte.

»Ich wurde eingeladen!« sagte sie fast stolz und hob den Kopf. »Von einem Jungen.« fügte sie hinzu, fühlte aber, dass es irgendwie ein Fehler gewesen war. Wenn Phil - jetzt wusste sie ja endlich seinen Namen - jetzt dadurch nicht irgendwie verletzt war, würde er zumindest denken, sie hatte irgendwie ein Problem oder so, dass sie das zu ihm so offensichtlich sagen musste.

Ein richtiges Problem würde sie aber spätestens dann haben, wenn er sie fragen würde, WER sie denn eingeladen hatte. Denn mit einem kurzen ausschweifenden Blick um sich herum, stellte sie fest, dass der junge Mann, der sie eingalden hatte, immernoch nirgens zu sehen war… Und seinen Namen kannte sie zu allem Überfluss auch nicht. Also musste sie hoffen, dass Phil keine weiteren Fragen stellen würde, was sie sich bei seinem Charakter - zumindest so, wie sie ihn bis jetzt einschätzte - nicht vorstellen konnte.


Phil

 

Immer noch umspielte dieses Grinsen seine Lippen. Eine gekonnte Mischung aus Selbstsicherheit, Belustigung und einem Hauch frecher Überlegenheit. Denn die Frage, die er nun stellte, war vorhersehbar, wie eine schlechte Liebeskomödie. „Wer hat dich eingeladen?" Doch es war ernst gemeint. Obwohl er grinste und stellenweise sogar leise lachen musste, lag das an der Gesamtsituation und nicht, weil er sich über sie lustig machen wollte, oder ihr nicht glaubte. Denn eigentlich hatte er nicht das Gefühl, das sie ihn anlog. Jedenfalls wüsste er keinen Grund dafür, weshalb er das auch nicht annahm. Bevor sie jedoch antworten konnte, fügte er noch schnell hinzu „Ich kenne die meisten hier." Als Hinweis darauf, dass es wahrscheinlich genügte, wenn sie ihm einen Namen nannte.

 

Beverley

 

Beverley biss sich auf die Unterlippe, während sie seinem Blick auswich.
»Ähm…« sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde und verschränkte ihre Finger hinter ihrem Rücken ineinander.
»Also…« sagte sie ausweichend und suchte nach etwas, das sie sagen könnte. »Eigentlich…weiß ich nicht wie er heißt.« sagte sie schließlich und starrte auf den Boden, ohne dass die Hitze aus ihren Wangen wich.

 »Aber…aber er ist bestimmt drinnen. Deswegen wollte ich da ja auch gerade hin.« fügte sie shcnell hinzu und wagte es, einen kurzen Blick nach oben zu werfen, um Phils Reaktion abzuwägen. Bestimmt dachte er jetzt, die wäre völlig verrückt.

 

Phil

 

Phil runzelte die Stirn. Nicht, weil er misstrauisch wurde. Nein, lediglich, weil er nachdachte. Er traute es hier einigen zu, jemanden einzuladen, ohne den eigenen Namen zu verraten. Das war jedoch eine gute Möglichkeit, ganz beiläufig eine Chance zu finden, bei Beverley zu bleiben. Dass sie so verlegen reagierte, machte ihn ebenfalls kein bisschen skeptisch. Es amüsierte ihn aus einem anderen Grund. Nämlich, dass sie einfach unglaublich niedlich war, wenn sie rot wurde.
°"Und…" begann er gedehnt. „…wie er aussah weißt du schon noch, ja? Vielleicht kann ich dir helfen, ihn zu finden." Er deutete schwach auf das Häuschen. Die Party war schon etwas weiter vorangeschritten. Er hätte ein ungutes Gefühl dabei, sie hier alleine unter so vielem Fremden herumdackeln zu lassen.

 

Beverley

 

Beverley nickte leicht. »Natürlich weiß ich noch, wie er aussah!« sagte sie fast empört, wurde aber gleich darauf wieder still.

So genau wusste sie es nämlich doch nicht. Er hatte ja einen Helm angehabt…aber sie bildetete sich ein, zu wissen, dass seine Haarfarbe braun war. Und auch so vom Gesicht her müsste sie ihn bestimmt erkennen!

Schließlich setzte sie sich in Bewegung Richtung des Hauses, ungeachtet der Frage, ob Phil ihr folgen würde oder nicht. So, wie sie ihn einschätzte, würde er ihr sowieso folgen. Und wenn nicht, nun, dann war sie ihn wieder los und könnte durch den Hintereingang über den Strand zurück zu ihrem Campingplatz und ihrem Bungalow laufen, auch wenn ihr bei dem Gedanken, völlig alleine 15 Minuten durch die total Finsterniss die lediglich durch den Mond ein klein wenig erhellt wurde, zu laufen, nicht besonders behagte.

Sie stieg vorsichtig die Treppen der Veranda hinauf, einigen Jugendlichen ausweichend, die hinunter gestolpert kamen. Als sie die knarzende Tür öffnete, dröhnte ihr sofort sehr laute Musik entgegen, aber auch er stickige Geruch schien den Jugendlichen in dem Haus rein garnichts aus zu machen. Beverley verzog leicht das Gesicht und wollte schon fast wieder einen Schritt zurück machen, wurde dann aber von einem lachenden Jungen, der es offensichtliche eilig hatte, hinein geschupst. Sie stolperte gegen ein Mädchen, das sich gerade angeregt mit ihrer Freundin unterhalten hatte. Ihr undefinierbares Getränk schwappte dabei über den Becher und benetzte den neuen Stoff von Beverley geliebtem Kleid.

»Pass doch auf!« maulte das Mädchen und drehte sich um, unterhielt sich weiter mit ihrer Freundin, während Beverley ein wenig verzweifelt an sich runter schaute. Die Vorderseite ihres Kleides war klitschnass bis zu ihrem Bauch, wo der Strom des Getränkes wohl versiegt war. Sie hatte von Anfang an gewusst, dass es keine gute Idee gewesen war, hier her zu kommen. Warum hatte sie es also getan?

Gegen ihren Willen spürte sie, wie Tränen an die Hinterseite ihrer Augen drückten. Was sollte sie jetzt tun. Sie drehte sich um und nun hoffte sie wirklich, dass Phil ihr hinterher gelaufen war.

 

Phil

 

Eigentlich hatte Phil erwartet, dass sie ihm den Jungen beschrieb, doch zu so viel Konversation schien sie gerade nicht bereit zu sein. Dennoch folgte er ihr ohne Umschweife, immer noch ein stummes Lächeln auf den Lippen, in das Haus hinein. Er hatte es bisher vermieden, sich drinnen aufzuhalten, wusste er doch ganz genau, wie unangenehm es bei diesem Wetter in so einem stickigen Raum war. Er war eher der Typ, der es sich vor einem Lagerfeuer gemütlich machte und die Sterne beobachtete. An den meisten Tagen jedenfalls. Denn diese laute Musik brauchte er manchmal auch. Aber nicht jetzt.
Natürlich war es im Haus viel voller. Natürlich würde sie den Jungen hier nicht so einfach ausfindig machen können. Und natürlich hatte Phil das ganz genau gewusst. Aber erstens machte es unheimlich viel Spaß, die Leute ihre Fehler selbst erkennen zu lassen und zweitens hatte er nicht das Gefühl, sie hätte auf ihn gehört.
Nachdem er die knarrende Tür sorgsam hinter sich geschlossen hatte, die Hände wieder in den eigenen Taschen verschwunden waren und er sich wieder Beverley zuwandte, musste er feststellen, dass er sie aus den Augen verloren hatte. SO lange hatte er nun wirklich nicht weggesehen. „Was zum…?" murmelte er. Er stellte sich vor, dass sie möglichst schnell verschwunden war, damit er nicht hinterherkam. Dass sie mit Absicht untergetaucht hatte und er musste ehrlich sagen, dass ihn dieser Gedanke ebenso amüsierte wie empörte. Recht unachtsam schob er ein paar Leute beiseite, ein Mädchen, das er eigentlich nur flüchtig kannte, lächelte ihm zu und er sah sofort, dass sie auch ihren Becher schon öfter geleert haben musste. Und weil sie sich an diesen Abend sowieso nicht mehr sehr detailliert würde erinnern können, schenkte Phil ihr keinen einzigen Blick und schob sie einfach beiseite, was von ihr mit einem empörten Seufzen kommentiert wurde.
Er atmete beruhigt auf, als er Beverley wieder entdeckte. Sie sah nicht so aus, als hätte sie den mysteriösen Jungen gefunden. Eigentlich sah sie gar nicht so aus, als hätte sie gesucht. Verloren stand sie hier, zwischen all den Menschen. Und wenn er sie ansah, hatte er das Gefühl, die Zeit würde stehen bleiben. Denn während sich alle um sie herum bewegten, indem sie wild gestikulierten, laut lachten oder aufreizend tanzten, stand sie einfach nur da. Ihr Kleid war schmutzig geworden und Phil fragte sich, ob das der Anlass für ihre Körperhaltung war. ‚Typisch Mädchen' schoss es ihm automatisch durch den Kopf, bereute diesen Gedanken kurz danach aber sofort wieder. Das hier war nicht lustig. Dazu sah Beverley zu traurig aus. Das konnte doch nicht nur an ihrem Kleid liegen, oder?
Ab sofort gab es zwei Möglichkeiten. Fragen, was los war, oder ihre bereits glänzenden Augen ignorieren und normal mit ihr reden. „Hast du ihn nicht gefunden?" fragte er so behutsam wie es bei dieser Musiklautstärke eben möglich war und stellte sich dicht zu ihr, damit er nicht ganz so laut sprechen musste.

 

Beverley

 

Als Beverley Phil sah, wandte sie den Blick ab und kämpfte mit aller Kraft gegen die Tränen an. »Nein, hab ich nicht.« sagte sie, seinem Blick ausweichend.

Sie fasste neben sich an einen Tisch und nahm sich ein paar Servietten, die dort noch herum lagen, mit denen sie erfolgslos versuchte, ihr Kleid ein bisschen zu säubern.

Seufzend hob sie den Blick wieder, die Tränen waren inzwischen vollkommen verschwunden.

»Es ist wohl am Besten ich geh wieder. War schön dich mal wieder zu treffen.« sagte sie, hob eine Hand wie zum Gruß und wollte an Phil vorbei zurück zur Eingangstür. Sie hatte jetzt schon genug von der Party. Überall waren beso.ffene Menschen, die sich selbst nicht im Griff hatten und selbst traute sie sich nicht, etwas zu trinken. Nicht auszudenken, was dabei passieren könnte. Es war eh eine schwachsinnige Idee gewesen, auf eine Pa rty zu gehen, auf der man keinen einzigen kannte.



 

Phil

Phils Gesichtsausdruck wechselte während Beverlys Worten so, als würde er sie selbst erzählen. Von gerunzelter Stirn, zu gehobenen Augenbrauen, war alles dabei. Doch am Ende verblieb er bei einer leicht verzweifelten Miene, die er jedoch versuchte, mit einem schiefen Grinsen zu überdecken. Sie wollte jetzt tatsächlich schon gehen? Nachdem er sie endlich doch noch wieder gesehen hatte? Oh nein, so schnell würde er sie nicht gehen lassen.
"Unten am Strand sind noch ein paar Leute. Nicht beim Lagerfeuer, sondern am Wasser. Vielleicht ist er dort dabei" Nein, Phil ahnte noch immer nichts davon, dass es diesen Jemand vielleicht gar nicht gab. Da sie sich bereits zum Gehen gewandt hatte, hatte Phil sich zu ihr umgedreht, die Hand nach ihr ausgestreckt, sie dann aber wieder fallen lassen. Es kam ihm irgendwie zu aufdringlich vor, sie an der Schulter festzuhalten. Und das auf so einem engen Raum, in dem man sowieso beinahe Schulter an Schulter stand.

 

 

 

Beverley

 

Beverley runzelte leicht die Stirn. Sie musste sich eh schon anstrengen, ihn zu verstehen. Er wollte also wirklich mit ihr nach diesem Jungen suchen, den sie wahrscheinlich eh nicht finden würde. Besonders draußen am Meer, wo es noch viel dunkler war, als hier.

Sie seufzte. Um nach Hause zu gehen musste sie eh nach draußen, also warum nicht ihm den Gefallen tun und doch noch kurz am Wasser vorbei schauen. Vielleicht war der Junge ja tatsächlich dabei, auch wenn sie, ehrlich gesagt, hoffte, dass er es nicht war. Denn vermutlich würde er sich dann eh nicht mehr an sie erinnern und sie würde sich nur dramatisch schlimm blamieren. Sie hörte in ihren Ohren schon, was er sagen würde. »Wer bist du? Ich hab dich noch nie gesehen!«

Und das würden dann wahrscheinlich alle mitbekommen. Verlegen trat sie von einem Fuß auf den anderen, während sie überlegte, was sie tun sollte. Die Flüssigkeit fing langsam an, klebrig zu werden und dadurch wurde das Kleid wirklich unbequem.

»Na gut…« sagte sie nach einer Weile. »Aber kannst du mir vorher noch ein Glas Cola holen?« fragte sie und legte den Kopf leicht schief, während sie zu ihm hinauf schaute. Flirtete sie etwa mit ihm? Nein, das konnte nicht sein. Hastig senkte sie den Blick wieder und schaute sich um, als würde sie bereits nach einer Bar oder etwas Ähnlichem suchen.

Bestimmt war er eh viel älter als sie und hatte sie nur deshalb abgesprochen, weil sie so alleine und verloren ausgesehen hatte. Warum auch sonst? Als wäre er wirklich an einer Jüngeren interessiert…

Ab gesehen davon suchte sie nicht nach einem Ferienflirt. Sie hatte keine Lust am Ende des Urlaubs wieder mit gebrochenem Herzen nach Hause fahren zu müssen und sich ein Leben lang Gedanken darüber zu machen, was wäre wenn? Also hielt sie ihren Blick gesenkt und wartete darauf, dass er etwas sagte.

In dem Moment fing ein langsames Lied an zu spielen und um sie herum bildeten sich Päärchen, die eng miteinander tanzten.

»Wollt ihr nun tanzen oder könnt ihr Platz machen?«, sagte ein Junge unfreundlich und schaute die beiden missbilligend an.

Beverley schaute verlegen zu Phil auf, etwas wie Erwartung stand in ihrem Blick. Aber ebensoschnell, wie der Ausdruck auf ihrem Gesicht erschienen war, verschwand er auch wieder. Sie drehte sich um und kämpfte sich einen Weg durch die tanzenden Menschen bis hin zur Küche, wo sie die Cola vermutete, ohne sich dabei umzudrehen oder etwas zu sagen.

 

 

Phil

 

Er sollte wirklich langsam damit aufhören, die Reaktion seines Gegenübers vorauszusehen zu versuchen. Vor allem bei dem Mädchen, das er kaum kannte. Beverley. Denn schon wieder hatte er eher mit einer Ablehnung gerechnet, als mit so einer Reaktion. Natürlich hätte er ihr die Cola sofort geholt. Der einzige Grund, warum er wohl noch kurz zögerte, war, dass er sie nicht alleine lassen wollte. Vielleicht tatsächlich, weil er sich nicht sicher war, ob sie wirklich auf ihn warten würde, und, weil er wusste, dass die Jungs hier ab einer bestimmten Uhrzeit vielleicht doch etwas überschwänglich wurden und nicht mehr so ganz wussten, was sie da taten.
Jedenfalls wurde ihm genau dieses Zögern sozusagen zum Verhängnis. Denn er kam gar nicht mehr zu einer Antwort, als sich plötzlich etwas gewaltig an der Atmosphäre änderte. Ihm fiel zunächst gar nicht auf, was das genau war. Die tiefen Bässe der Musik hatten sich bereits so in seinen Körper gebrannt, dass sie beinahe seinen Herzschlag kontrollierten. Seine Ohren dröhnten noch immer nach, als diese Bässe plötzlich verklangen und durch eine angenehmere, ruhigere Musik ersetzt wurden. Obwohl er einen leichten Schleier über seinem Hörvermögen verspürte, erkannte er das Lied und musste aufgrund der seltsamen Situation, die sich nun ergab, unweigerlich grinsen.
Er fing ihren Blick auf und musste für einen Moment stutzen. Dieser Moment verflog sofort wieder. Was ihm davon blieb, war die kurze Erinnerung und die Spekulation, ob seine Augen ihm da nur einen Streich gespielt hatten oder ob er es tatsächlich gesehen hatte: Die Erwartung, die in ihrem Blick gelegen hatte. War es nur Zufall gewesen? Oder deutete er es nur falsch? Denn es war tatsächlich da gewesen. Ein kurzer Glanz in ihren Augen. Er hatte quasi nur zwei Möglichkeiten: Er konnte sie jetzt zu sich heranziehen und einen Tanz beginnen. Doch wenn sie das gar nicht gewollt hatte, hätte er wohl den größten Fehler gemacht, den es zu machen gab. Und wenn er es einfach ließ und ihr die Cola brachte, nach der sie ja wohl immer noch verlangte, enttäuschte er sie wohlmöglich und hatte eine riesige Chance verpasst.
Da war es beinahe Glück, dass ihm eine Entscheidung erspart blieb. Denn Beverley hatte scheinbar entschieden, sich ihre Cola selbst zu holen. Und bevor Phillip ihr irgendwie klar machen konnte, dass das keine gute Idee war, war sie schon verschwunden. Aber Phil wäre nicht Phil, wenn er hier jetzt brav auf sie warten würde. Ein verstohlenes Grinsen legte sich auf seine Lippen. Nein, folgen würde er ihr dieses Mal auch nicht. Eine ganz andere Idee breitete sich in seinem Kopf aus.
Einen Blick auf die Richtung, die Beverley ganz offensichtlich ansteuerte, verriet, dass die Küche scheinbar ihr Ziel war. Da beinahe jede Party in der Stadt in diesem Strandhaus veranstaltet wurde, kannte Phil sich hier gut genug aus. Er wusste außerdem, dass die Getränke heute auch auf einem Buffet aufgebaut waren. Wenn er sich beeilte, konnte er schneller sein als Beverley. Wieder schob er eine Reihe von Personen beiseite, die ihn entweder begrüßen wollten oder einfach nur ein Gespräch mit ihm anfangen sollten. Er hielt sie alle nicht mehr für besonders zurechnungsfähig, weshalb er sie einfach ignorierte und sein Ziel ansteuerte.
Am Buffet nahm er sich einen Plastikbecher und füllte ihn rasch mit etwas Cola. Nicht, ohne vorher daran zu riechen, ob es sich auch tatsächlich nur um Cola handelte. Mit dem gefüllten Becher in der Hand machte er sich erneut auf den Weg durch die tanzende Menge und erreichte schnell die Küche, die bis auf Beverley leer war. Im Türrahmen blieb er stehen und hielt er die Cola hin, als hätte sie niemals beschlossen, dass sie sich das Getränk selbst holte.

"Deine Cola" meinte er nur lässig grinsend.

 

 

Beverley

 

Ehrlich gesagt hatte Beverley schon erwartet, dass Phil ihr folgen würde. Irgendwie hatte sie sich schon jetzt in der kurzen Zeit daran gewöhnt. Und nun, dass er ihr nich hinterher lief, spürte sie fast so etwas wie Enttäuschung in ihrem Bauch. Denn als sie sich im Türrahmen der Küche umdrehte, war er nicht hinter ihr.

Sie runzelte leicht die Stirn und biss sich auf die Unterlippe, bevor sie die Tür zur Küche öffnete und eintrat.

Auch hier hatte sie irgendwie erwartet, dass die Theke voll mit knu tschenden Menschen waren, so, wie es in den Highschoolfilmen immer ist. Aber so war es nicht, die Küche war vollkommen leer. Beverley schloss die Tür hinter sich und schaute sich um.

Vielleicht war ja ein bisschen Cola im Kühlschrank? Auf der Theke, wo noch eine Wasserflasche stand, war nämlich keine. Sie öffnete den Kühlschrank also und lugte hinein. Wirklich viel war dort nicht zu sehen, er war fast leer.

Genau in dem Moment hörte sie Phils Stimme wieder. »Deine Cola.« sagte er und verwirrt schaute sie auf.

Wo war er denn jetzt so schnell her gekommen? Sie fühlte sich irgendwie seltsam ertappt, die offene Kühlschranktür in ihrer einen Hand, wie ein Schnüffler. Hastig richtete sie sich auf und schloss die Tür, während sie spürte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss.

»Ähm…danke.« sagte sie zögerlich, nahm ihm die Cola aber nicht ab. Stattdessen stand sie da, die Arme wieder ein bisschen abwehrend vor der Brust verschränkt und keine Regung zeigend. Sie wusste ehrlich gesagt nicht so recht, was sie tun sollte. Also biss sie sich wieder auf die Unterlippe, lehnte sich an die Theke und schaute auf den Boden vor ihren Füßen, wo eine Ameise sich ihren Weg über die Fließen bahnte. 

 

 

Phil

 

Nach einem kurzen Moment des Schweigens, den Phil so nicht stehen lassen konnte, schloss er langsam die Tür hinter sich, sodass sie nun Beide alleine in der Küche waren. Das tat er jedoch ganz ohne Hintergedanken. Er wollte nur nicht, dass jemand die Küche so offen stehen sah und womöglich noch ungebeten hereinkam. Beverley schien nicht mehr großartig an der Cola interessiert zu sein. Überhaupt war jetzt genau die Ablehnung eingetreten, die er eigentlich bereits zuvor erwartet hatte. Er machte einige Schritte auf sie zu, achtete aber sehr darauf, ihr dabei nicht unangenehm nah zu kommen. Er stellte den Becher neben ihr auf der Theke ab, sodass sie ihn sich nehmen konnte, wenn sie wollte. „Da hast du" kommentierte er leise. Er klang dabei überhaupt nicht patzig, sondern sehr sanft.
In der Mitte der rustikalen Küche stand eine weitere Theke, über der Kochutensilien hingen und auf der die Herdplatten waren. Phil legte die flache Hand auf die Herdplatte und überprüfte, ob sie kalt war. Als er sich über ihren Zustand sicher sein konnte, schwang er sich darauf und sah Beverley dann mit schief gelegtem Kopf an. Vielleicht war es dumm von ihm, dies erst jetzt zu bemerken, aber langsam hatte er das Gefühl, ihre Laune lag gar nicht nur an ihm. Sie schien insgesamt nicht in Partylaune zu sein. Nur warum war sie dann überhaupt gekommen?
"Hey…" meinte er sanft und lang gezogen. „Alles in Ordnung?" Eigentlich eine wirklich dumme Frage, für die er sich am liebsten selbst geohrfeigt hätte. Es war doch ganz offensichtlich, dass etwas mit ihr nicht stimmte!

 

Beverley

 

Beverley holte tief Luft, bevor sie antwortete. Und dafür, dass sie so viel Luft in ihrer Lunge hatte, fiel diese ziemlich leise aus.

»Ja, ich…es ist nur…ich war noch nie wirklich auf einer Par ty und ich glaube…« sie schaute auf und hoffte, dass sie ihn mit ihrer Antwort nicht verletzte. »Ich denke es war keine gute Idee, hier her zu kommen.« Am Liebsten hätte sie noch das ‚Ich geh am Besten gleich wieder’ hinzugefügt, konnte es sich aber gerade noch so verkneifen. Sie nahm die Cola, die Phil neben ihr abgestellt hatte und nippte ein wenig daran, darauf bedacht, seinem Blick nicht zu begegnen. Es war ihr peinlich.

Dass sie schon 16 war, und noch nie auf einer Pa rty gewesen war.

Es war ihr peinlich mit jemandem darüber zu reden, den sie garnicht kannte und der nebenbei auch noch älter war als sie.

Es war ihr peinlich, dass sie in einem Kleid herum laufen musste, das anfangs so wunderschön und jetzt nur noch ein Schatten seinerselbst war.

Und es war ihr peinlich, dass sie so töricht und naiv gewesen war, überhaupt hier her zu kommen.

Sie hielt den Becher mit beiden Händen fest, als wäre er ihre einzige Rettung und starrte in die darin hin und her schwappende dunkle Flüssigkeit. Cola. Damit hatte ja eigentlich alles angefangen.

Sie runzelte leicht die Stirn und legte den Kopf leicht schief.

Warum machte sie sich eigentlich so viele Gedanken? Sie war im Urlaub. Eigentlich konnte es ihr doch total egal sein, was andere Menschen von ihr dachten.

Sie würde eh niemanden von ihnen je wieder sehen. Vielleicht war es ihr bestimmt, ihre erste richtige Par ty im Urlaub zu verbringen. Man musste ja nicht gleich übertreiben. Sie würde ganz bestimmt keinen A** trinken, aber sie konnte ja wenigstens ein bisschen Spaß haben, oder nicht?

Langsam hob sie den Blick und ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, als er dem seinen begegnete.

»Ich hab ja jetzt die Cola, sollen wir jetzt raus gehen?« fragte sie, ließ den Becher endlich mit einer Hand los, strich sich einige Haarsträhnen hinter ihr Ohr, bevor sie sich von der Theke abstemmte und ihm die selbe Hand hinhielt. (deine Interpretation bitte? xDD)

Es war ein seltsames Gefühl. Darauf warten zu müssen, ob das Gegenüber dieses offensichtliche Angebot der Freundschaft annehmen würde. Noch nie war sie in einer solchen Situation gewesen. Sie spürte, wie sich wieder einmal ihre Zähne in das weiche Fleisch ihrer Unterlippe bohrten, während sie ungeduldig wartete.





Phil

 

 

 

Beverley

 




 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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